10.01.2017
Ob man ein Grossunternhemen wie den FCB zu führen hat oder ein KMU im Fricktal, die Führungsaufgaben liegen gar nicht so weit auseinander. Im Rahmen der Kick-off-Veranstaltung des Gewerbes Region Frick-Laufenburg (GEREF) bot Bernhard Heusler interessante Einblicke in seine Arbeit.
Füreinander arbeiten, im Kollektiv stark sein, Team-Work «und keiner im Anzug, der sich bei den grossen Feiern in den Vordergrund drängt, in Krisenzeiten aber umso entschlossener seinen Kopf hinhält» – was dem FC Basel Erfolg bringt, so Bernhard Heusler, könne er als Rat auch für kleinere Betriebe mitgeben. Der FCBPräsident sprach am Freitagabend in der Mehrzweckhalle der Schulanlage Wuermatt in Kaisten zu rund 80 Mitgliedern des Gewerbe Region Frick-Laufenburg. Lebhaft und humorvoll gewährte Heusler einen etwas intimeren Blick hinter die Kulissen des Grossunternehmens. Nach der Ära Christian Gross (1999 bis Ende Saison 2008/09) vollzog der FCB die Trennung von Unternehmens- und Teamführung. Seither ist der jeweilige Trainer Träger, aber nicht Präger der Club-Philosophie. Heusler führt den Club seit Jahren so unangefochten erfolgreich durch die Super League, dass die Frage nach dem «Wie weiter» immer drängender gestellt wird. Gefragt sind Visionen, denn Führung, so Heusler, bedeute Fokussierung auf die Zukunft. «Dass der FCB 2017 wieder Meister wird, ist für die Leute bereits jetzt klar. Doch vermag ein weiterer Kessel die Leute noch von den Sitzen zu reissen? » – Umgekehrt müsse man so realistisch sein, zu sehen, «dass der Gewinn der Champions League nicht machbar ist». Wo in anderen europäischen Ligen Milliarden im Spiel sind, sind es in der Super League ein paar Millionen Franken. Führen, betonte Heusler, heisse Verantwortung übernehmen und vor allem entscheiden. «Man muss auch dann entscheiden, wenn man selber unsicher ist, die Verantwortung tragen und Enttäuschungen ertragen.»
Den Gewerbetreibenden gab er den Rat, bei der Einstellung von Mitarbeitenden vor allem auf die Persönlichkeit zu achten, «berufsspezifische Fähigkeiten sind erlernbar». In einem erfolgreichen Unternehmen brauche es nicht Abnicker, sondern Menschen, die sich engagiert und verantwortungsbewusst einbringen.
Pro Tag werden Heusler rund 30 Spieler angeboten. Den fürs Kollektiv richtigen Spieler zu finden, ist das Kunststück. «Eines von Tausend Talenten schafft es an die Spitze und von den 40 000 Jungs, die in einem Jahr in der Schweiz geboren werden, wird gerademal einer ein Fussball-Star werden. Darum legt der FCB so viel Wert darauf, dass die Jungen Schule und Ausbildung nicht vernachlässigen.» Mit dem FCB-TV, mit Facebook, Snapchat und Co. hat der FCB auch in den neuen Medien eine Führungsrolle inne und mittlerweile über zwei Millionen Follower bei Facebook. «Likes und Followers», betonte Heusler, «sind aber kein Ersatz für Mitglieder.» Der FCB strebt seit Herbst 2015 eine Verdreifachung der Mitgliederzahl auf 10 000 an.
Zurzeit steht der Zähler bei 8096 Mitgliedern. Bei allem Erfolg auf allen Ebenen, der frühere Wirtschaftsanwalt Heusler sprach auch vom Recht des FCB, zwischendurch einmal zu verlieren und vom immensen Druck, dem jeder einzelne Spieler ausgesetzt ist. «In einem Alter, indem ich mit dem Velo zur Uni fuhr und Ende Monat meinen Vater um etwas Sackgeld bat, finanzieren viele meiner Spieler bereits Geschwister, Eltern und je nach Herkunft die halbe Verwandtschaft mit ihrem Einkommen», gab er zu bedenken. Und so schön es sei, in ein Stadion mit 30 000 begeisterten Fans einzulaufen, «die Erwartungshaltung kann einen Spieler auch erdrücken. Manchmal ist es auch für mich bedrückend zu sehen, welche übersteigerte Bedeutung der Fussball bekommen hat und wie viel er von seiner einstigen Leichtigkeit verloren hat.» Im Anschluss ans Referat wurde beim Apéro, spendiert von Markus Kunz, weiter diskutiert.
Text und Foto: Simone Rufli, NEUE FRICKTALER ZEITUNG
GEWERBE REGION
FRICK-LAUFENBURG
5070 Frick