So tickt die Generation Z

06.05.2022

Der Gewerbeverein verriet, was junge Arbeitnehmende erwarten

Die Podiumsteilnehmer: Lothar Kühne (von links), Urs Wyss, Colin Herzog, Andrea Obrist, Stephanie Amstad und Landammann Alex Hürzeler.
Die Podiumsteilnehmer: Lothar Kühne (von links), Urs Wyss, Colin Herzog, Andrea Obrist, Stephanie Amstad und Landammann Alex Hürzeler.

Flexible Arbeitszeiten, gutes Team, flache Hierarchien: Am Netzwerkanlass von Gewerbe Region Frick- Laufenburg ging es um junge Arbeitnehmende. Denn: Vor allem Handwerksunternehmen fehlen die Lernenden.

Nicht nur das Thema des diesjährigen Netzwerkanlasses des Gewerbe Region Frick-Laufenburg (Geref) war speziell, sondern auch die Location: Zirka 90 Mitglieder des Vereins versammelten sich in der Mitte des Zelts des Zirkus Monti, der momentan in Frick gastiert. Im Zentrum des Abends stand ein Vortrag von Stephanie Amstad, die sich von Berufs wegen mit der Generation Z – also den zwischen 1995 und 2010 geborenen – auseinandersetzt. Sie legte dar, was dieser Generation wichtig ist und welche Ansprüche sie an Arbeitgebende haben. Dabei im Zentrum: Die sozialen Medien. über Tiktok, Instagram und Snapchat würden Jugendliche heute nicht nur mit Freunden kommunizieren, sondern sich auch über mögliche Berufe und Arbeitgebende informieren.

Das hat für potenzielle Arbeitgebende zahlreiche Konsequenzen. So würde etwa das «Employer Branding », also das Etablieren des eigenen Unternehmens nicht nur als Hersteller eines Produkts, sondern auch als Arbeitgeber wichtig. Dazu können laut Amstad die sozialen Medien einen grossen Beitrag leisten: Sie empfiehlt Unternehmen Tiktok-Videos und Instagram-Beiträge, in denen die Chefs, das Team und die Arbeitsplätze gezeigt werden.

Aber die sozialen Medien sind nicht nur eine zusätzliche Möglichkeit, um Marketing zu machen, das Junge erreicht. Viel mehr beeinflussen sie auch die Erwartungen, die junge Arbeitnehmende an einen Arbeitsplatz haben, so Amstad. «Die Generation Z erwartet sofortiges Feedback, langfristige Zielsetzungen sind eher nicht ihr Ding», so Amstad. Heisst: Wird ein Task angegangen, soll dazu Feedback erfolgen, noch bevor die nächste Aufgabe in Angriff genommen wird. In ihrem eigenen Unternehmen, erzählte Amstad, setze sie diesen Anspruch um, indem sie wöchentlich mit jedem einzelnen Teammitglied spricht, um Projekte durchzugehen.

Psychische Gesundheit

Zu anderen Erwartungen an die Feedbackkultur eines Unternehmens kommen auch neue Vorstellungen von Arbeit: So wünscht sich die Generation Z etwa flexible Arbeitszeiten, örtliche Unabhängigkeit vom Arbeitsort und flache Hierarchien.

Ausserdem ist der neuen Generation wichtig, dass Themen wie psychische Gesundheit am Arbeitsplatz angesprochen werden können. Laut Amstad machen sich heute 47 Prozent der Jugendlichen der Generation Z Sorgen um ihre psychische Gesundheit.

Je nach Situation, so Amstad, seien Jugendliche auch auf die Unterstützung ihrer Arbeitgebenden angewiesen. Dieser Punkt sorgte während der Podiumsdiskussion, die auf den Vortrag folgte, für Kontroversen. So meinte etwa Lothar Kühne, Schulleiter der Oberstufe Frick, dass viele Jugendliche halt erst lernen müssten, mit Problemen umzugehen, das aber nicht gleich Sache der Arbeitgeber werden müsste. Vielmehr sei wichtig, dass die Jugendlichen möglichst selbstständig würden. Dem widersprach neben Stephanie Amstad auch Colin Herzog, der ebenfalls der Gen-Z angehört.

Ein schwerer Stand

Ruhig wurde es in der Runde der Podiumsdiskussion, als Moderatorin Andrea Obrist nach konkreten Möglichkeiten fragte, um Junge anzusprechen. Nach einigem Zögern erwähnten die Teilnehmenden schliesslich, dass neben den Jugendlichen auch die Eltern eingebunden werden müssten. «Eltern sind noch immer die stärksten Bezugspersonen von Jugendlichen, wenn wir sie abholen können, können wir auch Jugendliche eher für eine Lehre gewinnen », meinte etwa Urs Wyss, der sich für Roche um Lernende kümmert. Allerdings, warf Schulleiter Lothar Kühne ein, hätten viele Eltern noch stärkere Vorbehalte gegen eine Lehre als ihre Kinder. Insbesondere handwerkliche Berufe, bei denen «die Hände schmutzig werden » hätten einen schweren Stand.

4300 von 6000 Lehrstellen bereits besetzt

Dieses Problem sah zwar auch Landammann Alex Hürzeler. Der Bildungsdirektor sah aber auch Grund zum Optimismus: Bereits seien rund 4300 von jährlich rund 6000 offenen Lehrstellen vergeben, die Zahl sei leicht höher als letztes Jahr. Ausserdem gebe es immer mehr Lehrberufe und mehr Möglichkeiten für Jugendliche.

Bericht: Andrea Marti, NEUE FRICKTALER ZEITUNG
Fotos: Michael Schmid, grafikschmid.ch

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