«Es ist wichtig, miteinander zu reden»

16.07.2020

2016 kam der junge Amanuel Yemane in die Schweiz – Ausbildung bei Beck Maier

Der junge Mann ist stolz, seine Lehre erfolgreich abgeschlossen zu haben.
Der junge Mann ist stolz, seine Lehre erfolgreich abgeschlossen zu haben.

Amanuel Yemane aus Eritrea hat gerade seine Ausbildung beim Beck Maier in Laufenburg abgeschlossen. Doch er hat noch einiges mehr vor…

«Jetzt fängt das Leben neu an», Amanuel Yemane strahlt und zeigt stolz sein Lehrabschlusszeugnis zum Detailhandelsassistenten EBA. «Ich habe es endlich geschafft mit der Schule und der zweijährigen Ausbildung, jetzt bin ich bereit für den nächsten Schritt», erklärt der 28-jährige Eritreer. Zunächst wolle er arbeiten und Geld verdienen, dann noch die weiterführende Ausbildung EFZ machen. «Und dann ist mein grösster Wunsch, mein ‹Schätzeli› zu holen, meine Freundin Semira», strahlt Amanuel, der von seinen Freunden meist Amani genannt wird.

Bei Schulklassen zu Besuch

Doch das, was jetzt so locker klingt, war harte Arbeit. 2016 kam Amani nach einer anstrengenden Odyssee durch viele Länder von Eritrea in die Schweiz. Die Zeit in Eritrea und die fürchterlichen Dinge, die er während seiner Flucht erlebt hat, sind Erinnerungen, über die er nicht gern spricht. Trotzdem hat er in den vergangenen Jahren einige Schulklassen besucht, um den Schülerinnen und Schülern sein Land und sein Leben als Asylbewerber in der Schweiz näherzubringen. «Es ist wichtig, miteinander zu reden, nur so kann man Verständnis füreinander aufbringen», ist Amanuel überzeugt. Dies ist auch der Grund, weshalb er gleich nach seiner Ankunft in der Schweiz mit dem Deutschlernen begann. Rund viermal pro Woche nahm er an Sprachkursen in Laufenburg und Basel teil und daneben nutzte er jede Gelegenheit, um seine Deutschkenntnisse zu verbessern. Heute kann er stolz eine 4,5 in Deutsch im Zeugnis präsentieren, doch zu Beginn der Ausbildung hatte er manchmal das Gefühl, überfordert zu sein. «Alles lief so schnell und es war für mich sehr schwierig, dem Unterricht zu folgen», erinnert er sich. Auch mit den (überwiegend weiblichen und meist viel jüngeren) Mitschülerinnen und Mitschülern sei der Umgang manchmal nicht einfach gewesen. Doch sowohl die Lehrpersonen als auch Familie Maier hätten ihn von Anfang an sehr unterstützt, sodass er sich nach kurzer Zeit gut zurechtfand.

Bereicherung im Team

Das bestätigt auch Roman Maier, Geschäftsführer Beck Maier: «Die Ausbildung bei uns im Verkauf ohne Deutschpraxis zu starten, das schien uns wirklich sehr ambitioniert. Amani hat bewiesen, wie man mit einer positiven Einstellung und Beharrlichkeit seine Ziele erreichen kann. Amani war von Beginn an eine Bereicherung in unserem Team. Eine schöne Erfahrung, welche uns und unsere Kundschaft immer wieder beeindruckt.» Amani überlegte nicht lang, als ihm von der Familie Maier eine Festanstellung angeboten wurde. «Ich gehe immer mit Freude zur Arbeit und es macht Spass, immer mehr Verantwortung übernehmen zu dürfen.»

Neben der Arbeit ist Amanuel sehr gern mit anderen Menschen zusammen, zum Beispiel bei seiner grossen Leidenschaft, dem Fussball. So spielt er seit vier Jahren in einer Hobbymannschaft in Laufenburg und bei Eri Basel, einer Mannschaft mit eritreischen Spielern. «Ich musste mich schweren Herzens entscheiden zwischen dem FC Eiken und Eri Basel.» In beiden Mannschaften zu spielen, liege leider zeitlich nicht drin.

Sprichwörter und Rassismus

Überhaupt hätte er manchmal gern mehr Zeit. Zeit für Hobbys, Freunde, seine Familie (zwei seiner Schwestern leben in Basel und Bern), doch im Moment gehe die Arbeit vor. «Ich bin so dankbar für diese Chance und ich werde alles so gut wie möglich machen.» Und die Zeit? «Kommt Zeit kommt Rat», erklärt Amanuel und verrät damit eine weitere Leidenschaft: Sprichwörter. Nicht nur auf Tigrinya (die Sprache in Eritrea) sondern auch auf Deutsch.   Auf das Stichwort «Rassismus» angesprochen, überlegt Amanuel einen Moment und erklärt dann: «90 Prozent der Menschen hier verhalten sich positiv mir gegenüber, ich habe viele Freunde, das macht mich stark. Da kann ich mit den 10 Prozent rassistischen Erlebnissen leben.»

Text: Regula Laux. Fotos: Jean-Marc Felix. NEUE FRICKTALER ZEITUNG

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